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Letzte Woche Donnerstag, 28. Juli 2022 – und trotz immer noch anhaltender Corona Einschränkungen schon wieder einen Tag früher im Jahresverlauf – war der globale Earth Over Shoot Day.

Dieser für die gesamte Menschheit relevante und wichtige Anlass wurde medial einigermaßen prominent begleitet, auch in der Kinder-Nachrichtensendung „logo“.
Und die Auswirkungen dieser Berichterstattung bringen mich noch heute zum Nachdenken, Zweifeln und Verfassen dieser Zeilen.

Eines Morgens danach hat meine jüngste, 8-jährigen Tochter dieses Bild gemalt. Wie sie oft Erlebnisse in Bildern verarbeitet, so hat sie auch der Sorge um die Welt und ihrer Rolle dabei kreativen Ausdruck verliehen – und den Nagel auf den Kopf getroffen:

Unterschiedliche Realitäten
Wie kann es sein, dass eine Grundschülerin das Problem einer Erdüberlastung sofort versteht, verinnerlicht und anwendet, während die politische Mehrheit es nicht schafft, ein einfaches Tempolimit durchzubringen, das sowohl energetische als auch klimatische Vorteile mit sich bringt.

Bedeutet die – vom Bundesverfassungsgericht in 2021 im Zusammenhang mit der Kritik an der unzureichenden Klimapolitik der Bundesregierung – zentrale Formulierung der Generationengerechtigkeit nicht, dass alle Generationen etwas beitragen sollen und müssen, um eine lebenswerte Umwelt zu erhalten?

Wie kann es sein, dass eine Grundschülerin schlaflose Nächte wegen des Themas durchlebt? Gymnasiasten und Studenten lieber auf die Straße demonstrieren gehen anstatt zu pauken?
Und wie kann es auf der anderen Seite sein, dass die Generationen der Boomer und Großeltern lieber die Porsche-Lobbyisten und Privatflieger-Parteien wählen, denen es primär um die Bewahrung Ihrer Privilegien und Befriedung der Wählerschaft durch verschiedene finanzielle Zugeständnisse geht?

Das Argument, “ein Leben lang hart gearbeitet zu haben”, das jegliche Diskussionen zwischen der jungen und der Großeltern-Generation bereits im Keim erstickt, verfängt nicht: Letztlich geht es nämlich nur um die richtigen, zukunftsweisenden, Kreuzchen im lokalen, regionalen, nationalen Wahlbögen. Der eigene, sehr gut ausgestattete und gepolsterte Status unserer Eltern ließe sich auch dazu einsetzen, mit dem richtigen Konsum oder ehrenamtlichen Engagement die Enkel-Generationen zu unterstützen.
Und es gibt sie auch die “Omas for Future” und andere engagierte Senioren, die mit der Zeit gehen.
Es könnten aber mehr sein.

Hinterfragen wir uns
Generationengerechtigkeit betrifft nicht nur Schüler und Senioren – es betrifft uns alle, auch uns, die mitten im (Arbeits-)Leben stehen. Wir alle sollten uns fragen, ob und wie unser Lebenswandel (und -inhalt) zum Erhalt einer lebenswerten Zukunft beiträgt und ob nicht für jeden einzelnen von uns auch noch ein bisschen mehr in diese Richtung machbar wäre:

Muss es in Zeiten des immer knapper werdenden Wassers tatsächlich noch ein Pool im Privatgarten sein, kann ich nicht meine berufliche Expertise und Netzwerk nicht auch einem guten Zweck zur Verfügung stellen, kann ich nicht in meinem Unternehmen dazu beitragen, dass auch dort Nachhaltigkeit tagtäglich gelebt wird und durch diese ersten Schritte das Unternehmen den Pfad zur Transformation beschreitet und meistert.

Ins Handeln zu kommen ist gar nicht so schwer, Quick Wins wie Karma-Punkte sind schnell erreichbar und idealerweise sind diese Bewusstseins- und Verhaltensänderungen motivierend genug, einen neuen, etwas anderen, vielleicht stellenweise auch ungewohnten Weg weiter zu gehen und das Umfeld mit einzubeziehen und zu beeinflussen.

Denn je mehr von uns sich auf diesen Weg begeben, umso größer die Bewegung durch alle Gesellschaftsschichten wächst, umso eher werden Politik und Wirtschaft merken, dass Ihnen die Felle komplett davonschwimmen, wenn Sie sich den Tatsachen und dem Wandel verweigern. Denn nach wie vor gültig ist die treffende Aussage: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Erkennen wir die Situation an
Und ja, das Eingeständnis und Bewusstsein für die aktuelle verfahrene Situation wie auch das Wissen um die (realistische) Perspektive 3°C Grad mehr, ist schmerzhaft. Doch es liegt immer noch in unserer Hand, einen Weg zu wählen und zu beschreiten, der für alle besser verträglich ist.

Und “für alle” bedingt tatsächlich auch ein Engagement “aller”.
Packen wir es endlich an!