Klimaneutrales Tanken, klimaneutrales Hähnchenbrustfilet, klimaneutrale Flüge –
die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und sicherlich ließen sich auch noch absurdere Kombinationen finden.
Klimaneutral ist aktuell in aller Munde: Sei es durch positive Assoziationen seitens des Konsumenten oder auch durch immer stärker werdende Kritik von Wettbewerbshütern und „renitenten“ Organisationen wie der Deutschen Umwelthilfe e.V., die 2018 bereits die berühmten Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten erstritten hat.
Deutsche Umwelthilfe wird aktiv
Diese ist nun erneut aktiv geworden – im Zusammenhang mit dieser einen Vokabel „klimaneutral“*.
Deren Bedeutung ist juristisch unklar und auch die EU hat eine Richtlinie dazu noch nicht verabschiedet.
Im Grunde ist Klimaneutralität natürlich ein durchaus erstrebenswerter Zustand.
Doch die Fragen, die sich bei der inflationären Häufung des Begriffs dieser Tage zwangs-läufig stellen sind: Wie kommt es, dass plötzlich alle klimaneutral arbeiten und ebensolche Produkte herstellen? Und welchen Wert hat diese Aussage?
Für Unternehmen, die auf den „Klimaneutralitätszug“ aufgesprungen sind, und die mit den dazugehörigen Labels werben, ergibt sich diese Berechtigung aus geleisteten Kompensationszahlung für CO2 Emissionen.
Sei es für einzelne Produkte (Fachbegriff „Product Carbon Footprint“) oder für das gesamte Unternehmen („Corporate Carbon Footprint“).
Kompensieren statt Handeln?
Diese relativ einfache Möglichkeit der Kompensation verführt geradezu dazu, sich mit wenigen Mitteln (und wenig Wirkung) eine weiße, respektive grüne Weste zu schneidern. Sei es, weil es gerade opportun ist, weil es die Wettbewerber auch tun und/oder der Kunde sein Augenmerk drauflegt.
Und hier liegt auch schon das Problem: Die meisten Konsumenten kennen sich in den Details der komplexen Materie der Emissionsvermeidung, der Emissionskompensation und im Dickicht der zahlreichen Labels und Zertifikate viel zu wenig aus, um mündige (Kauf-) Entscheidungen treffen zu können.
Dabei wollen fast alle Konsumenten Gutes tun. Das Nachhaltigkeits-Bewusstsein der Allgemeinheit ist durch die zahlreichen Berichte zur Klimakrise und damit verbundener Katastrophen gewachsen. Nachhaltiger Konsum wird als wichtiger Hebel gesehen, einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Aber tatsächlich sind diese Siegel momentan eher ein Marketing und Sales Instrument, deren Öko-Behauptungen die Kundschaft in die Irre führen.
Und für die Unternehmen, die diese nutzen, zuweilen möglicherweise auch ein Weg in die Sackgasse. Sich auf den Lorbeeren eines vermeintlichen klimaneutralen First-Mover Status auszuruhen birgt Risiken.
Ein positiver Aspekt, der sich in diesem Zusammenhang finden lässt, ist die Tatsache, dass die Unternehmen den eigenen Fußabdruck ermitteln müssen. Doch die Abhilfe und Lösung in einer einzigen Vokabel zu suchen, ist sicherlich der falsche Ansatz.
Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren
Vielmehr geht es um eine tiefere, ehrlichere Betrachtung des eigenen Status Quo. Um eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Prozessen, Strategien und Visionen. Und um die Frage, wie das eigene Unternehmen wirklich nachhaltig und zukunftsfähig aufgestellt werden muss, um Emissionen zu reduzieren, zu vermeiden und nur den Rest zu kompensieren.
In diesem Prozess, der letztlich zum Handeln zwingt, liegt übrigens ein großer kommunikativer Schatz: Authentische, realistische und unverwechselbare Inhalte entstehen und vermitteln den Stakeholdern – von Aktionären, Lieferanten und Partnern bis hin zu den Kunden – ein tatsächliches Abbild der Bemühungen und des Vorankommens. Gerade in Zeiten, wo ehrliche und transparente Kommunikation hoch im Kurs steht, ist das ein weiterer Vorteil der Bemühungen.
Gerne beraten und begleiten wir Sie in Ihren Bemühungen!